Kontrafaktur im mehrstimmigen deutschen Lied des 16. Jahrhunderts

Autor/innen

  • Nicole Schwindt

DOI:

https://doi.org/10.13141/jmb.v20062520

Abstract

Die Musikpraxis des Kontrafazierens – oder des Umtextierens in das eigene oder ein vertrautes Sprachidiom – florierte im deutschen Sprachraum vor allem in Zeiten des Umbruchs wie der Reformation und der katholischen Gegenreformation. Die damals entstandenen Kontrafakta entsprangen der produktiven und intertextuellen Auseinandersetzung mit literarischen wie stilistisch-musikalischen Elementen der als angesagt oder geeignet empfundenen Vorlagen, wie die Interpretation ausgewählter Originale und Derivate im Aufsatz zeigt. Anstoß zu geistlichen Kontrafakturen gaben im 16. Jahrhundert eher Chansons sowie italienische Kanzonetten und Villanellen als Madrigale und deutsche Lieder. Bei Letzteren entfaltete die Kontrafaktur jedoch bisweilen kathartische Wirkung, indem ursprünglich „verdorbene“ weltliche Textinhalte moralisch und theologisch angepasst wurden. Dieses Phänomen lässt sich deutlich in Gesangbüchern und reformoptimistischen Sammlungen von Johann Heinrich Knaust und Philipp von Winnenberg nachverfolgen, deren Kontrafakturen im Anschluss an ihre Analyse im Anhang aufgelistet werden zusammen mit den Namen ihrer Komponisten und Quellenangaben zu den Vorlagen. (Sabine Koch)

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Veröffentlicht

2018-05-09

Ausgabe

Rubrik

Beiträge des Symposiums "Musikgeschichte im Zeichen der Reformation" (2004)