Ein Magdeburger Schulbuch für den Musikunterricht aus dem Jahr 1624
DOI:
https://doi.org/10.13141/jmb.v20062528Abstract
Mit seinem musikalischen Unterrichtswerk "Tyrocinia" stellt sich Heinrich Grimm in eine Tradition von Musiklehrbüchern Magdeburger Kantoren vor ihm. Das teils in Deutsch, teils in Latein verfasste Schulbuch ist nicht vollständig überliefert, sondern muss aus späteren Neuauflagen rekonstruiert werden. Zunächst wird die Entstehungsgeschichte des Schulbuchs dargestellt, bevor der Inhalt des Werks analysiert wird. Dabei wird Grimms Schulbuch immer wieder in den Kontext zeitgenössischer Lehrwerke eingeordnet. - Musiktheoretisches Hauptstück ist eine achtseitige Abhandlung mit dem Titel "Kurtzer Unterricht / Wie ein junger Knabe zum Solmisiren leicht angeführet werden könne". Darüber hinaus enthält das Schulbuch reinen Notendruck, der in zwei Werkkomplexe gegliedert ist: eine Reihe von 118 textlosen Fugen und eine Sammlung von 32 textierten Werken, bei denen es sich teils um strenge Kanons, teils um frei imitatorische, teils auch um weitgehend homorhythmische Sätze handelt. Anhand von Beispielen werden die Besonderheiten dieser Sammlung herausgearbeitet. Dieses Schulbuch aus dem Jahr 1624 kann aufgrund derartiger kunstfertiger Übungsstücke als Magdeburger "Kunst der Fuge" gelten. Das ist vom Konzept des Schulwerks her nicht neuartig - doch von der Zahl der Beispiele her, dem Gebrauch von Gegenbewegung und der systematischen Anwendung auf Choralmelodien kann Grimms Sammlung einen besonderen Rang beanspruchen. (Beatrix Obal)
Quelle: Bibliographie des Musikschrifttums online