Weihnachtsmusiken Leipziger Thomaskantoren des 17. Jahrhunderts

Autor/innen

  • Helmut Loos

DOI:

https://doi.org/10.13141/jmb.v20042308

Abstract

Weihnachtsmusiken erfuhren in deutschsprachigen Ländern eine ganz eigene und differenzierte Ausprägung. In Leipzig zeigen dies unter anderem Cantiones, Weihnachtsmotetten und geistliche Konzerte von Thomaskantoren wie Sethus Calvisius (1556-1615), Johann Hermann Schein (1586-1630), Sebastian Knüpfer (1633-1676) und Johann Schelle (1648-1701). Ihre Stücke zeichnen sich zum Teil durch kunstfertige Madrigalismen und Koloraturen sowie dramatische Darstellungsmittel und satztechnische Besonderheiten aus. Sie fühlen sich – jeweils unterschiedlich – auch der Tradition des mittelalterlichen Spiels, dem Stil des oratorischen, gottesdienstlichen Dialogs oder volkstümlichem Brauchtum bzw. Liedgut verbunden. Im Großen und Ganzen lässt sich zudem eine zugleich regional wie konfessionell und sozial bedingte Dominanz des protestantischen Chorals in der Leipziger Weihnachtsmusik beobachten. Die bürgerliche bis volkstümliche Orientierung dieser Musiktradition sagt jedoch keinesfalls etwas über die kompositorische Fortschrittlichkeit und Wertigkeit von Weihnachtsmusik als Kunst- oder Gebrauchsmusik aus; vielmehr verweist sie auf lebendige gattungsgeschichtliche und historische Entstehungszusammenhänge barocker Musik, für die sich gerade eine kritisch orientierte Musikhistoriographie weiter öffnen sollte. (Sabine Koch)

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Veröffentlicht

2018-04-27

Ausgabe

Rubrik

Beiträge des Tages der Mitteldeutschen Barockmusik (Zwickau, 2001)