From Renaissance 'Fuga' to Baroque fugue : the role of the 'Sweelinck theory manuscripts'
DOI:
https://doi.org/10.13141/sjb.v1986691Abstract
Die sog. „Kompositionsregeln von J. P. Sweelinck” sind in drei Handschriften aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts überliefert, in deren Inhalt sich mehrere Schichten unterscheiden lassen. Hermann Gehrmann hat 1901 in seiner Edition dieser Textgruppe (Bd. 10 der alten Sweelinck-Gesamtausgabe) die Überlieferung in der Weise gedeutet, dass Sweelinck selbst sowie seine Schüler und Enkelschüler aus Zarlinos Istitutioni harmoniche (1558) schrittweise die barocke Fugentheorie entwickelt hätten. Diese These kann nicht aufrechterhalten werden. Sweelinck selbst gab eine treue Übersetzung von Auszügen aus Zarlinos Istitutioni in der revidierten Auflage von 1573 benutzte. Noch Sweelincks Enkelschüler Weckmann und Reincken kopierten diese Kompositionslehre, ohne zu versuchen, sie im Lichte der zeigenössischen Praxis zu aktualisieren. Zusätzlich legten allerdings Weckmann und Reincken in den gleichen Handschriften ihre eigenen Beiträge zur Musiklehre nieder. Diese aber sind keine Weiterentwicklung der Lehre von Zarlino/Sweelinck, sondern übernehmen die neueren italienischen Theorien des imitativen Kontrapunkts, insbesondere die Lehre von der tonalen Beantwortung.