Ein verschollenes Weimarer Kammermusikwerk Johann Sebastian Bachs?

Zur Vorgeschichte der Sonate e-Moll für Orgel (BWV 528)

Autor/innen

  • Peter Dirksen

DOI:

https://doi.org/10.13141/bjb.v20031780

Schlagworte:

J. S., Leipzig, Datierung, 1714, 1723, 1730, Rekonstruktion, Gambe, Quellenarbeit, Quellenforschung, Stilkritik, Kompositionstechnik

Abstract

Angesichts der disparaten Quellen und der uneinheitlichen Werkgestalt stellt sich die Frage nach Vorgeschichte und Entstehungszeitraum der Triosonate BWV 528. Als Ausgangspunkt dient die Sinfonia aus der Kantate Die Himmel erzählen die Ehre Gottes BWV 76, die das Urbild von BWV 528/1 darstellt. Dabei werden die Abweichungen zwischen verschiedenen Fassungen des Kantatensatzes ebenso wie die Unterschiede zur Orgelbearbeitung eingehend dargestellt. Die Sinfonia wird dabei in ihren Ursprüngen auf die Weimarer Zeit Bachs datiert, was die weitere Argumentation in der Annahme eines aus dieser Zeit stammenden Kammermusikwerkes stützt, das in der Orgelfassung überdauert haben könnte. Besonders die Instrumentierung der Kantatensätze und die orgelspezifische Einrichtung derselben werden erläutert. Verwiesen wird zudem auf die Sinfonia zu Tritt auf die Glaubensbahn BWV 152, die als Schwesterwerk zu BWV 76/8 betrachtet wird. Der zweite Satz, BWV 528/2, wird vor dem Hintergrund der erhaltenen Frühfassung BWV 528/2a und wiederum BWV 76/8, besonders der Variante (bezeichnet als BWV 76/8a) erörtert. Auch auf andere Werke Bachs mit ähnlichen kompositorischen Elementen wird verwiesen. Bezogen auf seine Befunde anhand des dritten Satzes der Sonate (unter anderem wird eine Verbindungslinie zu BWV 541 erwogen) kommt der Autor zu der Vermutung, dass dieser zwar auch deutliche Hinweise auf ein Weimarer Original liefere, trotzdem stilistisch weit von beiden anderen Sätzen abstäche. Nichtsdestotrotz stellt die hypothetisch rekonstruierte Urfassung für ihn eine wesentliche Bereicherung des Bildes von Bachs Weimarer Schaffen wie seiner Kammermusik dar.

 

Erwähnte Artikel: Hans Eppstein: Grundzüge in J. S. Bachs Sonatenschaffen. BJ 1969, S. 5-30

Werner Breig: Bachs Violinkonzert d-Moll. Studien zu seiner Gestalt und seiner Entstehungsgeschichte. BJ 1976, S. 7-34

Alfred Dürr: Merkwürdiges in den Quellen zu Weimarer Kantaten Bachs. BJ 1987, S. 151-157

Roswitha Bruggaier: Das Urbild von Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung "Nun komm, der Heiden Heiland" (BWV 660). Eine Komposition mit Viola da Gamba? BJ 1987, S. 165-168

Jean-Claude Zehnder: Giuseppe Torelli und Johann Sebastian Bach. Zu Bachs Weimarer Konzertform. BJ 1991, S. 33-95

Bruce Haynes: Johann Sebastian Bachs Oboenkonzerte. BJ 1992, S. 23-44

Klaus Hofmann: Neue Überlegungen zu Bachs Weimarer Kantaten-Kalender. BJ 1993, S. 9-29

Russell Stinson: "Ein Sammelband aus Johann Peter Kellners Besitz": Neue Forschungen zur Berliner Bach-Handschrift P 804. BJ 1992, S. 45-64

Klaus Hofmann: Ein verschollenes Kammermusikwerk Johann Sebastian Bachs. Zur Fassungsgeschichte der Orgelsonate Es-Dur (BWV 525) und der Sonate A-Dur für Flöte und Cembalo (BWV 1032). BJ 1999, S. 67-80

Downloads

Veröffentlicht

2018-03-12

Ausgabe

Rubrik

Artikel