Klopstock — Poeta musicus
DOI:
https://doi.org/10.13141/jmb.v20052594Abstract
Friedrich Gottlieb Klopstock wurde schon von den Zeitgenossen, zumal von Friedrich Schiller, als spezifisch musikalischer Dichter empfunden. Ihm war weniger gegeben, Gegenstände plastisch darzustellen, als Gemütszustände hervorzubringen. Nicht das Schöne der sinnlich geschlossenen Gestalt, sondern das Erhabene als Überschreitung der Sinnlichkeit war sein Ziel. Klopstocks Poesie ist Dichtung für das Ohr - in einer Zeit der totalen Verschriftlichung der Poesie, da der literarische Markt die anonyme und private Lektüre an die Stelle der öffentlichen Präsentation und das Lesen an die Stelle des Hörens von Dichtung setzte. Klopstocks Poesie favorisiert die Musik als sukzessive Kunst gegenüber den simultanen Strukturen der Malerei. Simultaneität erstrebte freilich auch die Satztechnik der Wiener Klassik. Wenn Richard Wagner diese durch seine Kunst des Übergangs wieder zu überwinden trachtete, Musik nicht als schöne, sondern als erhabene Kunst definierte, kehrte er auf einer Kreisbahn gewissermaßen zur erhaben-musikalischen Dichtung Klopstocks zurück. (der Autor)
Quelle: Bibliographie des Musikschrifttums online