Komponieren in Portugal in den 1960er Jahren

Beobachtungen zu Fernando Lopes-Graça, Emmanuel Nunes und Jorge Peixinho

Autor/innen

  • Gilbert Stöck

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2013.H1.102

Abstract

Hinsichtlich der Positionierung eines diktatorischen Regimes zu kunstmusikalischen Tendenzen mit gesellschaftskritischem Gehalt lassen sich in Portugal zwei grundlegende Verhaltensweisen unterscheiden: 1) Die Machthaber erklären widerstrebende Tendenzen als Teil ihrer eigenen, (noch) antagonistischen Entwicklung. Potentiell kritische Künstler werden nicht marginalisiert, sondern bewusst gefördert, um zu versuchen, sie anhand der Förderung zu steuern. 2) Musik mit kritischem Potential kann ein besonderer, abgeschotteter Raum zugewiesen werden: mit eigenen Räumlichkeiten, Festivals, Medien, mit Musikwissenschaftlern, die auf solche Musik spezialisiert sind und mit eigenem Publikum, das solche Musik gehaltlich erfassen kann - in einer selbstreferentiellen "Box" mit wenigen Interessierten und außerhalb des gesellschaftlich relevanten und damit für das Regime potentiell gefährlichen Diskurses. Die Klärung der Frage, welche Komponisten und Gruppierungen Salazar für sich propagandistisch nutzen und welche er eher an den Rand des Gesellschaftlich-Wahrgenommenen drängen wollte, kann noch nicht abschließend vorgenommen werden.

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Veröffentlicht

2021-09-22