Musik als soziales Ereignis

Zur Identitätskonstruktion in freien Reichsstädten des 18. Jahrhunderts am Beispiel von Georg Philipp Telemanns Einweihungsmusik für die "neue große St. Michaeliskirche" (Hamburg 1762)

Autor/innen

  • Daniel Ortuño-Stühring

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2013.H4.132

Abstract

Mit der Fertigstellung der "neuen, großen St. Michaeliskirche", die am 19.10.1762 eingeweiht wurde, besaß die Michaelisgemeinde endlich wieder einen angemessenen Ort für ihre Gottesdienste, und zugleich erhielten die stolze Hamburger "Republique" und ihre Bürger ein neues, weithin sichtbares Zeichen ihrer Macht und Stärke. Anhand der für diesen Festakt komponierten Einweihungsmusik Georg Philipp Telemanns, "Komm wieder, Herr, zu der Menge" (TVWV 2:12), und der mit ihr aufs engste verschränkten Liturgie und Predigt wird nachgewiesen, dass es sich bei der Feier nur vordergründig um eine religiöse Zeremonie handelt. Unter Zuhilfenahme methodischer Fragestellungen aus den sozial-, geschichts- und kulturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen wird gezeigt, wie die städtischen Eliten vor dem Hintergrund zunehmender innerer Spannungen und äußerer Bedrohungen die Kircheneinweihung nutzten, um die sorgsam austarierten Machtverhältnisse der Stadt mit ihrer engen Verschränkung von weltlicher und kirchlicher Herrschaft innerhalb einer reichsfreien Republik zu inszenieren und damit zugleich in ihrem Sinne zu stabilisieren.

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Veröffentlicht

2021-09-22