Überlegungen zu einer Theorie politischer Musik am Beispiel von Händels "Ode for the Birthday of Queen Anne"

Autor/innen

  • Rainer Bayreuther

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2010.H3.244

Abstract

Es sind zwei Ansätze denkbar, das Politische von Musik zu denken: 1. eine semantische Theorie politischer Musik, 2. eine ereignishafte Theorie politischer Musik. Der erste Ansatz geht davon aus, dass Politik (als verfassungsmäßig ausdifferenziertes Gebilde) und Musik (als ausdifferenziertes musikalisches Werk) zwei eigenständige Sinngefüge sind. Musik ist an sich unpolitisch, kann sich aber gegebenenfalls politisch semantisieren lassen. Der Ansatz wird u. a. von Dollase, Beyme und Rösing (dessen Überlegungen vorgestellt werden) vertreten. Dieser Ansatz ist aber unbefriedigend. Er erklärt nicht, was er erklären möchte, was politisch semantisierte Musik selbst zum politischen Gehalt des Gebildes beiträgt. Diese Schwierigkeit kann nur überwunden werden, wenn man politische Musik als ein Ereignis auffasst, in dem Musik genuin an der Stiftung des politischen Gehalts beteiligt ist. Dieser Ansatz wird am Beispiel von Händels Ode von 1713 entfaltet. Es wird gezeigt, dass die politischen Sprechakte der "Personen" des Stücks nicht von einer existenten politischen Sphäre als Semantem gegeben sind, sondern von der Musik erst geschaffen und von der Musik auch politisch legitimiert werden.

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Veröffentlicht

2021-09-22