Friedelena Margaretha Bach (1675-1729)

Überlegungen zu einer Frau im Hintergrund der Bach-Biographie

Autor/innen

  • Erich Reimer

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2010.H3.245

Abstract

Vergegenwärtigt man sich, dass Friedelena Margaretha Bach von 1709 bis 1729 in der Familie ihres Schwagers Johann Sebastian Bach gelebt hat, und reflektiert man diese Tatsache vor dem Hintergrund bekannter Fakten der Bach-Biographie, wird deutlich, dass Friedelena Bach wegen des frühen Todes ihrer Schwester Maria Barbara für Bachs Familie eine Bedeutung gewonnen haben muss, die über die normale Rolle einer im Haushalt helfenden unverheirateten Schwägerin hinausgegangen ist. Ihre wichtigste Aufgabe dürfte darin bestanden haben, die vier Kinder nach dem Tod der Schwester (Juli 1720) und der Wiederverheiratung des Schwagers (Dezember 1721) zu betreuen und zu versorgen, und zwar nicht nur in Köthen, sondern auch in Leipzig. Die Position, die Friedelena Bach für die vier Kinder ihrer Schwester eingenommen hat, dürfte es der bei der Hochzeit zwanzigjährigen Hofsängerin Anna Magdalena Wilcke erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht haben, für die Stiefkinder „eine zweite Mutter“ zu werden. Andererseits war Friedelena Bachs Wirken offensichtlich eine Voraussetzung dafür, dass Anna Magdalena Bach in Leipzig zwischen 1723 und 1729 nicht in der Hausfrauen- und Mutter-Rolle aufgehen musste, sondern ein musikalisch orientiertes Leben an der Seite ihres Ehemannes führen konnte.

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Veröffentlicht

2021-09-22