"Das Geheul als Thema - welches Entsetzen!"

Zum Oratorium "Apocalipsis cum figuris" in Thomas Manns Roman "Doktor Faustus"

Autor/innen

  • Michael Zywietz

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2009.H2.282

Abstract

Der Verweise, Beziehungen und Parallelitäten sind - auch im Hinblick auf das Oratorium - viele im Doktor Faustus. Sie sind ein Lieblingsgegenstand der Thomas Mann-Forschung, zu der die Musikwissenschaft, nicht nur wegen der Musikliebe und -kennerschaft des Autors und seiner am Werk Richard Wagners geschulten Schreibtechnik, Entscheidendes beigetragen hat. Beschreibende Vergegenwärtigung von Musik ist das zentrale Problem, mit dem sich der Autor des Doktor Faustus während der ganzen Arbeit an seinem Roman konfrontiert sah - vermutlich ist gerade dies das entscheidende Merkmal für das Wesen des Romans als musikalischer, und eben nicht nur von Musik handelnder Roman. Leverkühns Oratorium scheint traditionsverhafteter als es in der Intention des Komponisten gelegen haben mag. Hierin ganz seinem Dichter-Vater gleich, der - nicht nur in seinen musikalischen Vorlieben - der Geistes- und Ideenwelt des 19. Jahrhunderts zeitlebens verhaftet blieb. Oft will es scheinen, als hätte Mann zwar eifrig Adornos Ausführungen zu den charakterisierenden, realisierenden Exaktheiten gelauscht und selbige in seinen Roman sich einzuarbeiten bemüht gezeigt, aber die Substanz seiner Ideen- und Vorstellungswelt tangierten sie ganz offenbar nur sehr peripher. Ist dies für einen Roman, der sich einer neuen Musik und ihrer dichterischen Evozierung verschrieben hat, von Nachteil? Letztlich doch wohl nur für jene Leser, die sehr dogmatische Begriffe von dem haben, was denn wirkliche Neue Musik im emphatischen Sinne sei und zu sein habe. Der künstlerische Rang dieses großen Musik-Romans wird hierdurch nicht in Frage gestellt.

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Veröffentlicht

2021-09-22