Prolegomena zu einer Musikgeschichte der DDR

Autor/innen

  • Nina Noeske
  • Matthias Tischer

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2006.H4.592

Abstract

Nach wie vor ist die Musikkultur der Deutschen Demokratischen Republik nur in Ansätzen erforscht. Für eine anstehende DDR-Musikgeschichte ist es zunächst notwendig, methodische Voraussetzungen zu klären: So bietet sich das Theorem der Musikverhältnisse an, um den engen Verflechtungen von Politik, musikalischer Rezeption, Produktion, Wissenschaft und Interpretation gerecht zu werden. Zugleich ist die Werkanalyse auch bei der politischen Musikgeschichtsschreibung nicht zu vernachlässigen: Denn die Musik liefert oft mehr Erkenntnisse über die Zeitumstände als manches politische Dokument. Das seit 1989 zugängliche umfangreiche Archivmaterial (beispielsweise der Akademie der Künste oder des Ministeriums für Staatssicherheit) lässt leicht aus dem Blick geraten, dass es bei der Aufarbeitung von Geschichte stets darauf ankommt, Ereignisse zu interpretieren und in einem kultur- und ideengeschichtlichen Kontext zu verorten; die bloße lückenlose Sammlung und Verzeichnung wäre hier fehl am Platze. Schwierig ist die Bewertung von musikalischen und Textquellen, die oft von Doppel- oder gar Mehrdeutigkeit durchdrungen sind. Zeitzeugen und Nachgeborene müssen hier eng zusammenarbeiten, um das Bezugsfeld der Erwartungen (Hans Robert Jauß) zu rekonstruieren und das Lesen zwischen den Zeilen zu kultivieren. Abschließend werden einige mögliche thematische Schwerpunkte für die Musikgeschichtsschreibung erwogen.

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Veröffentlicht

2021-09-22