Beethovens Walzer oder Von der Gelegenheit Spätwerke zu komponieren

Autor/innen

  • Thomas Schipperges

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2005.H4.641

Abstract

Das Thema Walzer spielt in der Ludwig-van-Beethoven-Forschung eine ebenso geringe Rolle wie Beethoven in der Literatur zum Walzer. Man muss für diese Selbstverständlichkeit weder die allbekannten Heroentopoi der Beethovenrezeption benutzen noch den Makel der Popularität bemühen, der aller Walzermusik vor und nach Johann Strauß - musikologisch betrachtet - anhaftet. Anton Schindler bereits bemerkte 1840 die Episode der Entstehung der heute sogenannten <Mödlinger Tänze> im zeitlichen Kontext der Komposition der <Missa solemnis> namentlich, um auf den auffallenden Kontrast aufmerksam zu machen. Unter Beethovens selbständigen Beiträgen zur Tanzmusik (die meisten dieser Werke betreffen Sammlungen der Jahre 1792 bis 1802, des ersten Wiener Jahrzehnts also), finden sich auch die beiden Walzer Es-Dur WoO 84 und WoO 85 D-Dur. Es sind, neben der Ecossaise WoO 86, Beethovens letzte Klavierwerke, Spätwerke also. Sie entstanden 1824 und 1825 als Gefälligkeitsarbeiten für zwei Sammelwerke zugunsten des arbeitsunfähig gewordenen Wiener Schauspielers und dilettierenden Komponisten Carl Friedrich Müller. Die Analyse verweist über den gelegentlichen Entstehungskontext hinaus auf eine überlegen ausdifferenzierte kompositorische Struktur. Zumal WoO 84 ist ein Meisterwerk.

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Veröffentlicht

2021-09-22