Geliehenes Pathos

Kritische Gedanken zu einer "Zweiten Neuen Einfachheit" am Beispiel von Matthias Pinscher

Autor/innen

  • Rainer Nonnenmann

DOI:

https://doi.org/10.52412/mf.2004.H3.675

Abstract

Seit Mitte der 1970er Jahre hat sich für die Musik von Manfred Trojahn, Wolfgang Rihm, Reinhard Febel, Hans-Jürgen von Bose, Wolfgang von Schweinitz und Detlev Müller-Siemens die Bezeichnung "Neue Einfachheit" als typologischer und historiographischer Terminus durchgesetzt. Durch die gemeinsamen Lehrer György Ligeti und Klaus Huber entwickelten die untereinander vielfach befreundeten Komponisten eine Art Gegenschule zur Darmstädter Schule. Im engeren Sinne schulbildend wirkten sie jedoch erst seit den 1980er Jahren als Lehrer der heute dreißig- bis vierzigjährigen Komponisten. Anhand der Musik von Matthias Pintscher wird die Frage diskutiert, inwiefern es sich bei der Musik dieser jüngeren Generation um eine Reformulierung von Ansätzen ihrer Lehrer aus den 1970er Jahren handelt. Ihr Verhältnis zur Musik der Tradition, insbesondere zu Gustav Mahler, zu tonalen Formen und musiksprachlichen Gesten, zu Hans Werner Henze und Helmut Lachenmann, sowie ihre Ablehnung der seriellen und postseriellen Avantgarde legt dies nahe. Angesprochen ist auch die Musik von Rebecca Saunders, Jörg Widmann, Johannes Maria Staud und anderen. Die exemplarische Erörterung des Begriffs einer "Zweiten Neuen Einfachheit" anhand von Pintschers "Fünf Orchesterstücken" (1997) versteht sich als ein erstes Diskussionsangebot über und mit dieser jüngeren Komponistengeneration.

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Veröffentlicht

2021-09-22