Pianistisches oder kompositorisches Exerzitium?

Anmerkungen zu zwei späten Klavieretüden von Claude Debussy und Aleksandr Skrjabin

Autor/innen

  • Jürgen Brauner

Abstract

Anhand der Klavieretüde "Pour les quartes" von Claude Debussy und der "Nonen-Etüde" op. 61/1 von Aleksandr Skrjabin wird gezeigt, dass die Gattung Etüde seit Beginn des 20. Jahrhunderts über ihre genuin manuell-virtuose Ausrichtung hinaus auch den Aspekt einer primär kompositorischen Studie umfassen kann. Beide Werke beruhen auf jeweils einem in dieser Konzentration ungewöhnlichen Intervall, das sehr unterschiedlich verarbeitet wird. Während Debussy die Quarte, die in ein auch formal wirksames Spannungsverhältnis zur Dur-Moll-Tonalität tritt, als kompositorische Konstruktionsbasis facettenreich und undogmatisch einsetzt, integriert Skrjabin die große None perfekt in ein in sich geschlossenes neuartiges Tonsystem. Der formal-melodische Verlauf wirkt aber eher konventionell.

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Veröffentlicht

2021-07-02