Nachwuchs als psychologische Ressource für die Bewältigung existenzieller Bedrohung
Abstract
Das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit scheint dazu zu führen, dass Personen ihre Investitionen in Nachwuchs erhöhen. So stiegen die regionalen Geburtenzahlen nach einem Hurrikan in South Carolina und nach Bombenanschlägen in Oklahoma City an. In Laborstudien erhöhte das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit den Kinderwunsch, die Zahl gewünschter Kinder und die Intention, bald eigene Kinder zu bekommen. Zudem konnte gezeigt werden, dass typische defensive Reaktionen auf existentielle Bedrohung nicht mehr auftreten, wenn vorher über eigene zukünftige Kinder nachgedacht wurde. Kinder können demnach die Angst, die durch die Endlichkeit des eigenen Lebens ausgelöst wird, reduzieren. Aufbauend auf diesen Studien wird im Projekt untersucht, welche motivationalen Grundlagen dem erhöhten Kinderwunsch unter existentieller Bedrohung zugrunde liegen und warum Nachwuchs die Möglichkeit bietet, die Angst vor der eigenen Sterblichkeit zu reduzieren. Das Forschungsthema hat dabei auch gesellschaftliche Relevanz. Das Sinken der Geburtenzahlen in den meisten Industrieländern ist ein häufig diskutiertes Thema und Gegenstand vieler demografischer und soziologischer Untersuchungen. Der Einfluss existentieller Bedrohung auf die Geburtenzahlen bleibt bisher weitgehend unberücksichtigt.