Die Rationalisierung der Bewegung bei Gottfried Wilhelm Leibniz
Abstract
Der Begriff der Bewegung ist unabdingbar in jeder Analyse von Weltereignissen. Aber Überlegungen über die Bewegung selbst kamen zwei Jahrtausende nicht ohne den Rückgriff auf okkulte Kräfte in der Natur aus. Erst Galileo Galilei gelingt qua more geometrico ein Verständnis der Nomologizität von Bewegungsprozessen mit bis dato unerreichten mechanizistischen Anwendungserfolgen. Gottfried Wilhelm Leibniz hingegen insistiert vor diesem Hintergrund auf traditionelle Einsichten, um einem rationalen Verständnis der Bewegung Genüge zu tun, ohne freilich Galileis geometrischen Standpunkt zurück zu weisen. Er postuliert eine Rationalisierung der Bewegung, die über die bloß geometrische Perspektive hinaus gehen müsse, um den ultimativen Grund der Bewegung einsichtig zu machen. Auf den galileischen Prinzipien aufbauend und in intensiver Auseinandersetzung mit der cartesianischen Phoronomie führt ihn dieser Anspruch letztlich zur Wissenschaft der Dynamik als einer ‚Logik des Lebens‘.